Episode 26 – Künstliche Intelligenz – Und wie jetzt weiter?
Ich habe heute einen besonderen Gast, der vielleicht, wenn man das hört, überhaupt gar nicht ins Thema reinpasst. Der Erik Joachim Liese ist KI-Experte, also Experte für künstliche Intelligenz. Er selber schreibt über sich auf seiner Webseite Navigator und Bergführer für KI und Daten.
So ganz nebenbei ist er noch Speaker und bringt sein Wissen an Unternehmer oder andere Menschen über das Thema KI. Wie kann ich KI im Unternehmen einsetzen? Wie kann ich ein Unternehmen damit besser aufstellen?
Er begleitet Unternehmen zu einem sinnvollen Einsatz von KI-Technologie und er macht es für mich vor allen Dingen abseits von diesen ganzen Hypes und auch Ängsten, die ja dadurch entstanden sind. Ängste, komme ich zu spät? Mache ich was falsch?
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Muss ich andere Dinge tun? Und er zeigt, was KI sofort leisten kann für das Unternehmen und natürlich auch, wo kann die Reise hingehen. Insofern ist er ein wertvoller Partner für Unternehmer, die sich mit diesem Thema beschäftigen möchten.
Die spannende Frage, die ich mir natürlich für meinen Podcast - "Verdammt noch mal -Lebe endlich" stelle, wie kann KI uns helfen ein besseres Leben zu führen, mehr aus unserem Leben zu machen, gesünder zu werden oder einfach freudvoller durchs Leben zu gehen. Ich glaube, das ist ein Thema, was mich sehr interessiert und wo ich den Eric, ich darf ihn Eric nennen, mal heute ein bisschen befragen will. Eric, ich bin sehr, sehr dankbar, dass du mir deine Zeit heute schenkst und mir und unseren Zuhörern einfach mal aus dem Bereich erzählst, der dir so sehr stark am Herzen liegt.
Herzlich willkommen, lieber Eric.
[Eric Joachim Liese]
Herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr auf das Gespräch.
[Thomas]
Das finde ich total cool. Du weißt ja, ich lasse mich im Gespräch immer führen und möchte gerne so ein schönes, lockeres Gespräch haben. KI ist ja, wenn man das mal so will, entstanden aus Struktur.
Hat Strukturen oder nutzt Strukturen, um Lernprozesse einzuleiten, um Dinge zusammenzufassen, große Datenmengen zu verarbeiten und aus diesen großen Datenmengen durchaus auch Neues zu kreieren. Und ich persönlich, ich sehe in der KI zwei verschiedene Bereiche. Ich sehe einmal, das ist natürlich sehr, sehr grob gesagt, ich sehe einmal die KI mit ihrem Einsatz in Unternehmen.
Was kann ich als Unternehmer in diesem Umfeld tun? Aber ich sehe ganz ehrlich auch einen sehr, sehr großen Einsatzbereich für mich als Mensch, also für die ganz normale Person. Wie kann ich denn davon profitieren, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Und ich habe da mal gleich eine Einstiegsfrage, die du, da kannst du bestimmt ein halbes Jahr darüber reden. Aber wie würdest du als KI-Experte einem Menschen, der sich damit noch nicht so viel auseinandergesetzt hat, erklären, was bedeutet KI eigentlich?
[Eric Joachim Liese]
Es gibt natürlich verschiedene Motivationen. Bei mir war das tatsächlich eine ganz andere Richtung als das, was du jetzt beschrieben hast. Ich habe mich als Kind für Bionik interessiert.
Bionik schaut sich Prozesse oder Lösungen, die die Natur gefunden hat, an und versucht, es nachzubauen. So wie man sich den Vogelflug anschaut und versucht, dann Flugzeuge zu entwickeln. Und viele Menschen haben sich natürlich die Frage gestellt, was ist überhaupt Intelligenz?
Was macht biologische Wesen intelligent? Und kam eher auf die Idee, okay, vielleicht verstehen wir es besser, wenn wir es simulieren, indem wir es nachbauen. Und so kamen meines Erachtens viele ganz zum Anfang, weil KI ist ja uralt.
Der Begriff wurde 1956 auf einer ganz berühmten Konferenz geboren. Und da stand am Anfang tatsächlich eher dieses biologische Verständnis dahinter, diese Fragestellung verstehen zu wollen. Oder diese philosophische Fragestellung, was macht uns Menschen eben aus, oder diesen Aspekt der Intelligenz.
So kam auch ich zur KI. Und das andere ist dann eigentlich schon viel pragmatischer, dass ich dann sage, okay, ich brauche natürlich Daten. Ich brauche Beobachtungen.
Beobachtungen sind ja Daten. Darin erkenne ich Strukturen, wiederholen sich wiederholende Muster. Und damit kann ich Vorhersagen treffen.
Das ist so die einfachste Stufe von KI. Aber es gab tatsächlich auch verschiedene Schulen und auch mehrere KI-Winter, sogar Eiszeiten, könnte man fast sagen. Weil man zu einfach gedacht hat.
Der erste große Ansatz 1956 bis in die Anfang der 70er war die sogenannte symbolische KI. Und da dachte man, man könne Intelligenz auf reine Logik reduzieren. Hat es damals nicht verstanden, dass Intelligenz so viel mehr ist.
Intuition, Emotionen, alles, was auch schon Tiere ausmacht, wie Hunde, Katzen, intelligente Tiere. Aber uns Menschen natürlich noch viel mehr. Entsprechend kam natürlich auch dann die große Enttäuschung.
Deswegen sage ich auch, das, was wir gerade erleben, ist wieder so ein Hype. Weil es war damals auch so, man glaubte, man hätte schon alles gelöst. Es gab Prognosen, in 20 Jahren haben wir KI auf menschlichem Niveau.
Wohlgemerkt 1956. Und naja, nach der Eiszeit kamen dann halt neue Ansätze. Man merkt, es haben immer wieder die Ansätze abgewechselt.
Und dann ist man gegen irgendeine Betonwand gefahren, hat gemerkt, man kommt damit nicht weiter und musste dann komplett neue Denkansätze finden. Und jetzt sind wir gerade wieder an einem bestimmten Denkansatz. Und es ist eigentlich, es zeichnet sich schon ab, dass auch der Ansatz seine Limitierungen hat.
Aber, um jetzt zu deiner Frage auch zurückzukommen, wo kannst du uns Menschen nutzen? Also ich sehe vor allen Dingen bei dem jetzigen Ansatz diese generative KI, wie sie genannt wird, Chats, GPT und so weiter, vor allem in der Unterstützung von kreativen Menschen. Da wird auch, das sieht man auch in der Industrie, wird auch, der ist im Moment der größte Einsatzzweck, also zum Beispiel Marketingagenturen zu unterstützen.
Und zwar nicht, dass die KI alles schon macht, sondern dass sie den kreativen Menschen zum Beispiel die Angst vor dem weißen Blatt Papier nimmt. Das ist ja die wohlbekannte Schreibblockade zum Beispiel.
[Thomas]
Die kenne ich auch.
[Eric Joachim Liese]
Das heißt, sie gibt einem neue Inspiration und damit kommt man über diese Hürde viel schneller hinweg. Da sehe ich einen ganz klaren Einsatzzweck. Oder auch in der Bildverarbeitung, wo man vor ein paar Jahren noch manuell mit Photoshop, was weiß ich, einen Laternenpfahl wegretuschieren musste, der im Weg war.
Das dauerte ein bis zwei Stunden. Und heute hat man das innerhalb von wenigen Sekunden, weil es muss ja auch der Hintergrund regeneriert werden. Und wenn der recht komplex ist, dann ist es eben selbst für den Menschen sehr aufwendig, das täuschend echt zu reproduzieren.
Also da sehe ich ganz, das sind so die zwei Schwerpunkte dieses heutigen Verfahrens, würde ich sagen. Was auch im Privaten natürlich hilft. Also auch da, wenn ich jetzt einen Text schreiben möchte, ob das mein Bewerbungsschreiben ist oder vielleicht möchte ich ein Buch schreiben.
[Thomas]
Das sind für mich sehr interessante Ansätze. Also wir hatten ja schon mal ein Gespräch beim Hermann Scherer und es sind nicht alle Punkte, die ich teilen kann. Ich finde es sehr interessant, wie du zur KI gekommen bist, weil ich glaube, die Bionik, die hat ja den Menschen ganz viel gegeben.
Und es gab ja den Viktor Schauberger, den kennst du bestimmt auch. Das ist der, der sich sehr viel um dieses, um Wasser, um Belebung von Wasser gekümmert hat. Und Viktor Schauberger hatte ja auch schon, ich weiß gar nicht genau, der ist in den 30ern vom 20.
Jahrhundert oder nein, stimmt nicht, in den Anfang der 60er vom 20. Jahrhundert ist er verstorben in den USA. Und er hat auch immer gesagt, wenn wir Menschen in der Lage sind, die Natur zu beobachten, dann können wir die Natur nachempfinden.
Aber wir werden niemals in der Lage sein, die Natur besser zu machen. Und das ist auch so eine Einstellung, die ich habe, weil für mich ist ein Vogel leistungsfähiger als jedes Flugzeug. Mag es viel schneller fliegen, mag es mehr transportieren können.
Ich sehe auch, dass KI vor allen Dingen im Moment den Einsatzzweck hat, den Menschen, das Unternehmen zu entlasten von gewissen Tätigkeiten. Der Roboter, der Dinge ausführt, die früher einer mit Manneskraft machen musste, sich angestrengt hat, vielleicht unter unangenehmen Bedingungen, der dann gesteuert wird von einer KI, die das also wirklich auch perfekt dort entsprechend in den Prozess einfügen kann. Oder wie du auch sagst, die Sekretärin, die vor dem leeren Platz sitzt und eine Einladung zu einer Firmenversammlung schreiben muss und keine Ahnung hat, was sie da eigentlich reinbringt.
Das finde ich sehr wunderbare Eigenschaften oder Möglichkeiten, die uns die KI heute bietet. Es gibt ja auch die Kehrseite von KI, über die immer wieder viel gesprochen wird. Und zwar habe ich mal gehört, dass die KI in wenigen Jahren, ich weiß keine exakten Daten mehr, 50 Prozent oder mehr aller heute existierenden Jobs verändern wird oder wegfallen lassen wird.
Da könnten ja gewisse Ängste auch bei den Menschen hochkommen. Wie siehst du denn das Thema?
[Eric Joachim Liese]
Ich sehe es zweischneidig. Also wenn wir unsere Gesellschaft nicht anpassen, dann wäre das natürlich verheerend. Auch wegen sozialer Unruhen, die dann entstehen, weil die Leute müssen von irgendwas wählen.
Wir haben hier aber auch eine Riesenchance, uns ein Paradies zu schaffen. Das hängt also von uns ab. Auch deswegen möchte ich darauf aufmerksam machen, wo wir gerade stehen.
Meines Erachtens muss das eine demokratische Entscheidung sein und deswegen müssen viele Menschen erst mal begreifen, was hier gerade passiert. Denn ich glaube, wir vergessen oft, dass unsere jetzige Gesellschaftsform nicht in Stein gemeißelt ist und es schon ganz andere gab über die Jahrtausende. Jetzt wären wir zum ersten Mal in der Lage, also gibt es auch einige Prominente, die das schon vor Jahrzehnten, auch Soziologen dieses vorhergesehen haben, aber auch Physiker, die sagen, ja, wir sind jetzt im Englischen in so einer, wie sagt man es auf Deutsch, in einer Post-Scarcity-Economy.
Der heutige Kapitalismus basiert darauf, dass etwas rar ist und nur deswegen hat es einen Wert, einen Preis. Wenn ich jetzt aber alles im Überfluss produzieren lassen kann von einer KI, dann bricht eigentlich unser jetziges kapitalistische System komplett zusammen. Ja, weil die meisten Güter haben dann keinen Wert mehr.
Aber das muss nicht schlecht sein. Wir müssen uns nur überlegen, wie müsste denn dann eine angepasste Gesellschaftsform aussehen, wo wir vielleicht als Menschen befreit sind, unsere Lebenszeit gegen Geld umzutauschen, weil die wird ja nicht mehr gebraucht, diese Arbeitskraft bei vielen. Und wir wären halt frei, so wie es auch manche Künstler sind, die halt von ihrer Kunst leben können.
Oder wir können uns vielleicht um die Altenpflege kümmern oder Kinder trainieren. Also man könnte also tatsächlich wieder eine menschlichere Gesellschaft sogar schaffen, weil man diese ganzen Jobs, die eigentlich wahrscheinlich die meisten Leute nicht machen würden, wenn sie das Geld nicht bräuchten, weil wir diese Jobs abschaffen können. Aber dazu braucht es natürlich ein extremes Umdenken in der Gesellschaft.
Man muss auch die alten Machtstrukturen aufbrechen, weil ja einige von den jetzigen Strukturen profitieren. Also es ist schon eine Mammutaufgabe. Das ist der Nachteil daran.
Deswegen sage ich, wir können quasi jetzt selbst, wir stehen am Scheideweg, wir können in eine Dystopie abdriften, wo immer weniger Menschen, also wo sich die Macht und die Güter in den Händen immer weniger konzentrieren. Das sind dann die Leute, die halt eben KI bauen können oder damit umgehen können oder die Firmen leiten. Und dann fallen aber zum Beispiel alle Fahrerjobs weg, weil es autonom fahrende Autos gibt und so weiter.
Oder wir sagen, wir als Gesellschaft empfinden eine neue Gesellschaftsform, in der alle daran teilhaben, an dieser neuen Form. Und dann käme das einem Paradies schon sehr nahe, weil niemand oder fast niemand müsste mehr arbeiten und wir könnten die Technik für uns arbeiten lassen.
[Thomas]
Das ist ein sehr, sehr schönes Bild, was du malst, weil ich glaube auch tiefst daran, dass Ängste entstehen immer nur dann, wenn ich mich nicht mit einer Sache beschäftige und vor allen Dingen, wenn ich auch nicht in die Eigenverantwortung gehe, dass ich selber dafür verantwortlich bin, mein Leben zu gestalten. Es mag auch in Ordnung sein und die meisten Menschen sind Angestellte und ich kann auch in einen Beruf gehen und kann voller Freude dort das tun, was ich über den Tag bewegen will. Aber es bleibt immer dabei, ich muss in der Verantwortung sein für mein Leben und ich muss mich auch – und das ist ja Evolution und KI ist halt Bestandteil unserer gegenwärtigen Evolution – ich muss mich damit beschäftigen, mit diesen Dingen.
Ich kann einfach nicht mehr dumpf vor mich hin leben und im Endeffekt hoffen, dass das Leben mich auf irgendeine Art und Weise mitnimmt. Das wird das Leben nicht tun. Für mich ist das gar nicht möglich.
Deine Ansätze finde ich wirklich sehr, sehr bemerkenswert. Da ist ganz viel Herz drin, wie ich das spüre. Das finde ich unglaublich schön, was du gesagt hast.
Was mich natürlich jetzt auch interessiert, ich will dir eine kleine Geschichte erzählen. Ich war gerade dabei, mich für ein Network-Marketing-System zu entscheiden, weil ich habe schon ein Network-Marketing gemacht und ich bin ja jetzt in der glücklichen Lage, sage ich mal. Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr, dann gehe ich offiziell in die Rente sozusagen und ich habe mir gesagt, ich will aber noch viele, viele Jahre etwas tun, möchte Menschen begleiten, möchte Menschen helfen, gesünder zu sein, gesünder und voller Kraft durchs Leben zu gehen.
Und da habe ich einfach gesagt, ich habe Chet Chibiti mal die Aufgabe gegeben, ich habe zwei Favoriten und dann habe ich einfach gebeten, er soll doch mal so pro und contra für jeden dieser Favoriten aus allen möglichen Bereichen, die ihm zur Verfügung stehen, mal heraussuchen und mir eine Entscheidung vorbereiten. Du und ich waren echt erstaunt. Natürlich musst du beim Prompt, also bei dem, was ich da reingebe, mal ein bisschen nachdenken.
Was schreibe ich denn der KI hin? Wie kann ich diese menschliche Kommunikation nachempfinden? Aber dann kam ein Ergebnis raus, wo ich wirklich gesagt habe, wow, hat mich begeistert.
Und deshalb mal meine nächste Frage. Was glaubst du, lieber Erik, wie kann ich für mich die KI einsetzen, dass ich sagen kann, sie unterstützt mich noch besser, noch gesünder, noch nachhaltiger mein Leben zu führen. Einfach diesen Traum, den ich hier habe, Menschen zu begleiten, egal wie alt sie heute sind, ein Leben in Freude und Leichtigkeit führen zu können.
Wie kann KI mich dabei unterstützen oder unsere Zuhörer oder dich oder wen auch immer?
[Eric Joachim Liese]
Da bin ich vielleicht noch ein bisschen skeptisch, muss ich gestehen, weil ich der jetzigen KI dieses Level an Intelligenz noch nicht zutraue, weil ich weiß, welche Ansätze dahinter stehen. Und auch sehr viele Gegenbeispiele gesehen habe, die genau das belegen, dass ein tieferes Verständnis zum Beispiel von Physik oder von der Conditio Humana, also was macht uns Menschen überhaupt aus, nicht da ist. Das heißt, manche sagen despektierlich, es ist ein stochastischer Papagei.
Also im Prinzip, es kaut Inhalte wie ein Papagei wieder. Also um jetzt den Fachbegriff stochastisch etwas zu entschärfen, es hat vieles auswendig gelernt, aber es versteht so einfache Dinge nicht, wie zum Beispiel symmetrische Fragen. Also da gab es ein ganz einfaches Beispiel, die Mutter von Tom Cruise heißt Maria sowieso.
Und jetzt fragt man aber einfach nur umgekehrt, wer ist der Sohn von oder welche Maria hat einen berühmten Sohn als Schauspieler? Und dann kommt die Antwort, ich kenne keine Maria, die einen berühmten Sohn als Schauspieler hat. Das heißt, es ist nicht in der Lage, das, was es nicht auswendig gelernt hat, zu ergänzen durch logische Schlussfolgerungen.
Deswegen habe ich vorhin auch da so ausgeholt mit diesem ursprünglichen Ansatz. Wir waren mal komplett auf der Gegenrichtung, dachten, wir können alles mit Logik reden. Der jetzige Ansatz ist genau komplementiert.
Man glaubt, man kann alles über Statistik lösen. Das heißt, man macht unheimlich viele Beobachtungen und schaut dann über Ähnlichkeiten. Das Problem ist, man hat damit, ich weiß jetzt keinen Nicht-Fachbegriff, also man hat damit quasi die Abhängigkeit, die Kausalität verloren.
[Thomas]
Aber ich verstehe, was du meinst.
[Eric Joachim Liese]
Ich weiß nicht, ob ich wegen deiner Zuhörer, ob da alle das sofort verstehen. Also es ist tatsächlich so extrem auswendig gelernt, dass die KI kann, wenn man sie nicht manuell korrigiert, und da sitzen ganze Heerscharen von Menschen, die das im Moment tun, deswegen scheint die auch manchmal intelligent, aber initial nach dem Training kann die nicht sagen, ich mache den Regenschirm auf, weil es regnet, oder es regnet, weil ich den Regenschirm aufmache. Diesen Unterschied kann sie nicht machen.
Deswegen bin ich da bei den jetzigen Verfahren sehr skeptisch, weil die meines Erachtens auch jetzt genau in diese Sättigung kommen, wo sie nicht mehr sehr viel intelligenter werden können, weil das komplette Internet wurde schon als Trainingsdaten benutzt. Es ist sogar noch schlimmer, ich hatte letztens einen Vortrag gegeben, wo ich über die Habsburger geredet habe. Die Habsburger, okay.
Genau. Und zwar, warum sind die denn ausgestorben? Die haben über viele Generationen hin Inzest betrieben.
Dieses sogenannte Inbreed- oder Inzest-Problem, also ihre Gene sind immer schlechter geworden, sind immer kränker geworden und dann ausgestorben. Das gleiche Problem haben die jetzigen neuronalen Netze auch. Sobald die ihren Output als Trainingsdaten wiederbekommen, werden die immer dümmer.
Jetzt haben wir aber genau die Situation, wir produzieren immer mehr Content synthetisch mit diesen Systemen wie Chat-TPT. Das landet im Internet. Das Internet ist aber die Quelle für neues Training.
Das heißt, wir sind eigentlich schon in einem Bereich, wo bis heute auch die Wissenschaft noch keine Lösung dafür hat, wie man dieses, es nennt sich Catastrophic Collapse, klingt ganz dramatisch, also katastrophaler Kollaps, weil genau das passiert, wenn zu viele Trainingsdaten ursprünglicher Output waren, dann kollabiert so ein neuronales Netz und produziert nur noch Unsinn. Da kämpfen die Firmen gerade jetzt dagegen an. Wie gehen sie damit um?
Sie brauchen eigentlich, um die Modelle noch intelligenter zu machen, noch viel mehr Trainingsdaten, aber sie wissen gar nicht mehr, wo sie die noch herkriegen sollen, weil wir haben jetzt Jahrhunderte an kreativem Input, was die klügsten Köpfe der Menschheit produziert haben über Jahrhunderte, Jahrtausende hinweg. Da stecken ja Texte, die gehen zurück bis Seneca und was weiß ich alles, also den alten Griechen und Römern, die haben wir jetzt schon als Trainingsdaten drin. Wo sollen wir denn noch neueren Input bekommen?
[Thomas]
Ich finde das aber total cool, also das KI-Habsburger-Problem. Ich finde das sehr genial, weil wir haben uns ja zu Beginn unterhalten über dieses Thema auch. Ich würde der KI niemals überlassen, einen Blogartikel zu schreiben.
Ich würde mit einer KI niemals ein Buch schreiben. Ich würde mit einer KI niemals ein Marketingartikel schreiben. Aber ich würde der KI überlassen und da bin ich wieder bei dem, was ich mit dieser Frage auch impliziert habe.
Ich würde aber immer die Möglichkeit nutzen, mal abzuwägen, sammle mir doch mal bitte Studien zu dem und dem Thema zusammen. Ich habe zum Beispiel gefragt, ich hatte drei Themenkomplexe für ein Webinar aufgestellt und habe gesagt, suche bitte die drei bedeutendsten Studien zum Omega-3-Einsatz für den Menschen aus den letzten 20 Jahren zusammen und das kann die KI perfekt. Und dort sehe ich auch ganz klar den Einsatz von KI, also nee, falsch, das ist das, was ich im Moment von KI nutze, weil ich damit natürlich meine Arbeit extrem unterstützen kann.
Aber ja, ich glaube, die Intuition, die Kreativität, die Schaffung von echten neuen Dingen, die muss, die muss um unser Menschsein willen bei Menschen bleiben. Das darf niemals die KI übernehmen. Und das ist eigentlich für mich eine Sache, die ich eminent wichtig empfinde.
Du hast es so klasse dargestellt, hat mir richtig gut gefallen, weil das sind genau die Themen, mit denen ich mich beschäftigt habe und du hast das eigentlich komplett auch bestätigt und ich finde das Habsburger-Problem der KI finde ich genial. Da müsste man ein Buch drüber schreiben, aber ich kann das komplett nachvollziehen, was du meinst damit. Das ist eine sehr interessante Sache.
Ich habe eigentlich, wir sind jetzt so ein bisschen am Ende der Zeit für dieses Interview angelangt und ich würde dich noch bitten, Eric, hast du vielleicht drei, drei Punkte, wo du sagen kannst, wenn du offen bist für Technik, für KI, für Computeranwendungen, wie könntest denn du als Zuhörer zum Beispiel von Chat-GPT profitieren, um dein Leben einfacher zu machen und viel mehr rausgehen zu können in die Natur, anstelle am Computer irgendwelche Dinge einzuklimmpern.
Hast du da drei kurze Vorschläge für uns?
[Eric Joachim Liese]
Also ich sehe den Schwerpunkt tatsächlich, wie ich das unter einem Begriff versucht habe, so zusammenzufassen, in der Unterstützung von kreativen Prozessen und das schließt ja dein Beispiel ein, also zum Beispiel bei einer Recherche, aber auch wenn ich nur eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier schreiben will und möchte, dass das schneller geht. Ich muss aber auch eine Warnung aussprechen, also auch gerade dein Beispiel ist ja schon mal sehr in die Hose gegangen, weil diese Systeme halluzinieren immer dann, wenn sie nicht genug Informationen haben. Das heißt, die sagen einem nicht oder sie wissen es selbst nicht, wenn sie etwas nicht wissen.
Im Gegensatz zu einem ehrlichen Menschen, würde sagen, tut mir leid, davon habe ich keine Ahnung. Das heißt, man muss die Ergebnisse immer noch mal prüfen, gerade wenn es jetzt um Referenzen geht. Es gab ja diesen berühmten Fall mit einem Juristen, der glaubte, er könne Chat-GPT nutzen und dann hat es täuschend echt einen Fall als Referenz angegeben, um das zu begründen, seine Argumentationskette, sogar mit Aktennummer, war alles komplett Fantasie.
Es kann halt gut simulieren. Es ist ein System, was Muster erkennt und kann diese Muster simulieren. Für eine verantwortungsvolle Umgang mit den jetzigen KI-Systemen sollte man immer genau prüfen, ob die Ergebnisse korrekt sind oder nicht halluziniert.
Sonst schießt man sich selbst ins Knie im schlimmsten Fall. Klar, bei einer Geburtstagseinladung merkt man sofort natürlich, wenn da Unsinn drinsteht. Aber ich würde es grundsätzlich natürlich nutzen als Hilfsmittel für allerlei Ideen.
Ich möchte eine Argumentationsliste aufbauen, zum Beispiel. Kriege ich zehn Punkte statt drei, die mir vielleicht selbst einfallen würden.
[Thomas]
Das ist sehr genial. Das ist genau mein Ansatz. Wirklich als Ideenvorbereiter, aber niemals als das Produkt.
Das, was eine KI als Output hat. Sondern es soll mich anregen, soll dieses weiße-Blatt-Problem für mich vielleicht lösen oder eben eine Gliederung für ein Seminar mal aufstellen, an der ich mich langhangeln kann, wo ich sagen kann, passt ganz gut, überarbeite das nochmal in der und der Richtung. Aber so sehe ich das auch.
Lieber Erik, die Zeit war viel zu schnell vorbei. Ich habe gemerkt, du hast dich gerade erst so richtig warm gemacht zu dem Thema. Ich würde mir ganz ehrlich wünschen, dass wir zu diesem Thema vielleicht nochmal ein zweites Gespräch führen, weil mich würde wirklich interessieren, kann man aus dem, was eine KI heute kann, also die sogenannte KI heute kann, wirklich ein Hilfsmittel für ein besseres Leben machen?
Ich meine nicht in kreativen Prozessen, sondern wirklich, dass es mir Dinge abnehmen kann. Das würde ich mir wünschen. Da komme ich nochmal auf dich zu, wenn du Lust hast dazu.
[Eric Joachim Liese]
Sehr gerne, natürlich.
[Thomas]
Lieber Erik, ich bedauere es sehr, aber ich will jetzt das Gespräch beenden, weil wir sind jetzt so an der Zeit angelangt. Mir hat es ganz, ganz viel Freude gemacht und ich hoffe, du konntest auch ein bisschen was für dich mitnehmen. Ich sage schon mal herzlichen Dank und mach's gut, lieber Erik.
[Eric Joachim Liese]
Auch von mir herzlichen Dank. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.
[Thomas]
Ich danke dir. Also dann und ihr Lieben auch alles Gute und bis zum nächsten Mal. Macht's gut, euer Thomas.